Zur Anmeldung als Teilnehmer bitte E-Mail mit Nennung des gewünschten Benutzernamens an: pfenz@mail.de

Friedrich Esenwein

Von Stadtwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Friedrich Esenwein (* 19. August 1923 in Maulbronn; † 24. Januar 2020 in Maulbronn) war Landwirt und Winzer in Maulbronn, wo er auch dem Gemeinderat angehörte.

Inhaltsverzeichnis

Kurzbiografie

Ausführlicher Lebenslauf

Kindheit und Schulzeit

GHV Lebenslauf Friedrich Esenwein.ogg

geboren bin ich am 19.8.1923 an einem Sonntag auf dem Elfingerhof. Ich war das dritte Kind meiner Eltern Friedrich Esenwein, Weingärtner und Marie, geb. Siegrist. Zusammen mit meinen Schwestern Frieda und Maria wuchs ich in einem Bauern- und Weingärtnerhaus auf. Im Haushalt lebten außerdem noch der Onkel meines Vaters - ebenfalls ein Friedrich Esenwein genannt der „Dete“ und seine Frau Auguste, geb. Siegrist, eine Tante meiner Mutter. Da sie keine Kinder hatten, haben sie meine Mutter, weil sie Waise war, an Kinderstatt aufgenommen. Als ich 1930 zur Schule kam, musste ich täglich den 3 km langen Weg nach Maulbronn laufen, ebenso wie meine Schwestern. Das war nicht immer schön, aber schlimmer war, dass ab der 3. Klasse ein Halbbruder meiner Mutter, nämlich August Siegrist mein Lehrer war. Er machte mir die Schulzeit nicht leicht, denn täglich fand er einen Grund mir eine oder mehr Tatzen zu geben. Das hat mir den Schulbesuch sehr verleidet. Ab der 4. Klasse ging ein Mädchen, das bei Onkel und Tante am Aalkistensee Heimat hatte, weil ihre Eltern in Amerika waren, täglich den Weg am See entlang zum Elfingerhof. Dort in der Stube meiner Eltern wärmte sie sich im Winter auf. Mittlerweile hatten unsere Nachbarbauern ihre Milch gebracht. Vor unserem Haus wurde sie gemessen und in 40 Liter Kannen geleert. Diese kam auf ein Ziehwägele und dann sind Erika und ich samt Milchwagen Richtung Maulbronn gelaufen. In der Stuttgarter Str beim Wagner Falk war die Milchsammelstelle. Dahin brachten wir die Milch, stellten das Wägele ab, um es nach der Schule wieder heim zuziehen. Öfter kamen wir wenige Minuten zu spätt, wofür wir von Lehrer Siegrist zwei Tatzen auf unsere oft sehr kalten Hände bekamen. Für uns war er der „Haugust“. Auch die Schulzeit ging zu Ende. Während unserer Schulzeit mussten wir uns einmal pro Woche im Hitlerjugendraum im Spatzenhof versammeln. Dort betreute uns ein älterer Schüler namens Kiesling. Dieser versuchte uns für Hitler und Co zu begeistern. Aber da schlugen 2 Seelen in meiner Brust, da ich von einem christlich geprägten Elternhaus kam. Nach der Konfirmation 1938 durch Pfarrer Winter begannen die meisten meiner Schulkameraden eine Lehre. Auch ich hatte ein Berufsziel „Schmied“! Beim Schmied Schempf bewarb ich mich um eine Lehrstelle. Aber da erhoben meine Eltern Einspruch. Da ich der einzige Sohn war, müsste ich Bauer werden. Im Dritten Reich wurde die Ausbildung in der Landwirtschaft sehr gefördert durch Berufsschule und Weiterbildungskursen von uns jungen Leuten auf fremden Höfen. So versöhnte ich mich halbwegs mit meinem Schicksal.

Kindheit
1934 – die gesamten Hofbewohner beim Schlittenfahren
mit den Schwestern Frida und Maria im Grasgarten auf dem Elfingerhof 1930
Herbst 1941 Elfingerberg (v.l. Maria, Fritz, Mutter)

Arbeitsdienst und Krieg

Mit 17 Jahren mussten meine Kameraden zum Arbeitsdienst. Der wurde uns erlassen, aber jeder musste für die Volksgemeinschaft einen Dienst erbringen und so musste ich im inzwischen im Graubrunnen errichteten Munitionslager arbeiten. Auch ältere Männer aus Maulbronn und Hohenklingen mussten mitarbeiten. Die Munitionszüge kamen zum Stadtbahnhof und wurden von uns auf LKW der Wehrmacht umgeladen. Die Fahrer der LKW waren Unteroffiziere und Feldwebel der Wehrmacht. Für meine teils schwere Arbeit bekam ich Lebensmittelmarken für „Schwerarbeiter“. Diese erlaubten mir hin und wieder in der Linde in Freudenstein einen „Leberkäs mit viel Zwiebeln“ zu essen. Diesen hat die alten Lindenwirtin gern und gut zubereitet. Dann kam die Musterung. Da hatte ich Glück, denn durch einen kurz vorher erlittenen Stich mit einer Heugabel durch meine Wade, kam ich zur nicht marschierenden Truppe und dadurch wurde ich zur Panzerkaserne nach Böblingen einberufen. Meine Ausbildung dauerte von Mittel April 1942 bis Mitte September 1942. Dann wurden wir aufgeteilt, Gesunde ohne Zahnplomben und sonstige leichte Fehler, durften zum Afrikakorps, der Rest musste nach Russland. Diese Trennung war für uns Kameraden nicht leicht zu ertragen. In Kornwestheim wurde unser Transport zusammengestellt. Die Fahrt ging Salzburg, Belgrad, Richtung Griechenland. Hinter Belgrad wurden wir mit dem Krieg konfrontiert, denn wir mussten das Partisanengebiet Moravatal passieren. Nachts zu fahren war nicht mehr möglich, da die jugoslawischen Partisanen unmenschlich zuschlugen. Endlich erreichten wir Griechenland und den Flugplatz von Athen. Doch das Kriegsglück von Generalfeldmarschall Rommel hatte sich inzwischen gewendet. Er war auf dem Rückzug. Deshalb flogen wir über den Kanal von Korinth Richtung Sizilien. Wir sahen den Ätna Feuer spucken und kamen endlich nach Biserta in Tunesien. Der Rückzug in Tunesien ging schnell, da sich die Engländer inzwischen durch die Amerikaner, welche unermessliche Mengen an Waffen hatten, unterstützt wurden. Mich ereilte das Schicksal am 4.5.43. Unser Panzer wurde abgeschossen. 3 Tote waren zu beklagen und ich wurde schwer verletzt. Ich landete im Lazarett in Karthago und dort kam ich mit allen anderen 3 Tage später in englische Gefangenschaft. Dort sah ich wenige Tage später von der Ferne den Premierminister Churchill zu seiner siegreichen Truppe sprechen. Den Sommer über war ich in verschiedenen Lazaretts in Tunesien und im Herbst war ich transportfähig. Mit dem Zug (Plattformwagen) in der Regenzeit nach Oran (Algerien). Dort im Hafen wurde der Gefangenentransport nach USA zusammengestellt. Unsre Reise ging an Gibraltar vorbei auf harten Stahlplatten der Schiffe 21 Tage lang durch den sturmgepeitschten Atlantik. Falls wir von deutschen U-Boten angegriffen worden wären, erhielten wir eine Schwimmweste!

1942 Ausbildung in Böblingen
1942 in Afrika

Gefangenschaft in den USA

Wir landen in Norfork (Virginia). Dort wurden wir auf schnellste amerikanische Art entlaust und neu eingekleidet, danach in Pulmannwagen verfracht. Und ab ging die Fahrt 3 Tage und 3 Nächte Richtung Westen. Unsere Verpflegung auf dem Schiff war 21 Tage dreimal täglich je 1 Dösle kalte Mett an Bohnen. Jetzt im Zug waren sie warm. Sie hingen uns trotzdem zum Hals raus. Unsere Reise ging Richtung Ohio, Indiana, Illinois, Iowa, lange am Mississippi entlang nach Nebraska. Dort in einem alten Fort war unser Gefangenenlager. Es hießt St. Robinson. Das war noch vor 70 Jahren reines Indianergebiet. Ich hatte Glück, denn durch meinen schwäbischen Dialekt bin ich einem amerikanischen Offizier aufgefallen. Wie ich später erfuhr war er ein deutscher Jude und als Papierreisender von einer Stuttgarter Firma mit Maulbronn gut bekannt. Er verschaffte mir die Arbeit im amerikanischen Offizierskasino. Als Mädchen für alles war ich für die Sauberkeit und für Nachschub zuständig. Diese Arbeiten machte ich bis Sommer 45. Erst dann wurde ich zur Farmerarbeit eingeteilt.

1943 in Nebraska USA

Zurück in die Heimat

Im Nachwinter 45/46 ging es Richtung Heimat und am 1. April 46 war ich wieder auf dem Elfingerhof. Dort wurde ich von den Eltern und Schwestern erwartet, und ich fand mich bald in den Alltag ein. Im November 1954 haben meine Frau und ich geheiratet. Wie es damals noch üblich war, wohnten Jung und Alt zusammen unter einem Dach. Manches hätten wir Jungen gerne geändert, aber das ging nicht. Aber die Zeit brachte doch Veränderungen von oben ausgelöst. Der Februar 1956 war für uns sehr kalt und alle unsere Rebstocke sind erfroren und mussten am Boden abgeschnitten werden. Also gab es in jenem Jahr keinen Weinherbst. Aber unseren 1. Buben haben wir am 14. September 1956 bekommen. Trotz finanzieller Einschränkungen waren wir dankbar. Erst 1958 brachten unsere Rebstöcke wieder einen guten Herbst. 1959 sind dann Frühjahrsfröste gekommen und haben wieder vieles zerstört, aber wir haben im Januar 1959 unseren 2. Buben bekommen und die Arbeit ging nicht aus.

als Buttenträger in der Reichshalde
Festplatz Silahopp Landjugend Maulbronn
1948 als Wengertschütz

Zeit im Gemeinderat

1959 wurde ich in den Gemeinderat gewählt. Weitreichende Entscheidungen musste damals getroffen werden, der Neubau der Hauptschule auf dem Silahopp, denn die alte Volksschule an der Stuttgarter Straße war für die geburtenstarken Jahrgänge wirklich zu klein. Ebenfalls suchten wir neues Gelände für einen zweiten Friedhof und nach längerem Suchen entstand der heutige Waldfriedhof. 1965 ging meine Zeit im Gemeinderat zu Ende.

im Ratsaal (vorne links: Paul Heinrich, vorne rechts: Walter Seeburger, Dieter Spieth, Otto Ludwig oder Herr Nagel, Herr Buchta, Fritz Esenwein, unten Lehrer Bilger dann Hans Auf (sen.) und Gustav Klink)
Auf dem Silahopp bei der Suche nach einem Platz für die neue Volksschule (v.l. Walter Seeburger, Otto Ludwig, Fritz Esenwein)

Eigene Verantwortung für den Betrieb

1961 ist mein Vater nach längerem Leiden gestorben. Und nun war der Betrieb in meiner Verantwortung. Landauf und ab kam die Flurbereinigung in Gang. Auch für die Reichshalde würde sie angeordnet. Wieder kamen für uns magere Jahre ohne Weinverkauf. Aber wir konnten Weinberge dazu erwerben und im Herbst 1964 eine reiche Ernte einbringen. Inzwischen bin ich Mitglied in der Weingärtnergenossenschaft Knittlingen geworden. Da war das Verkaufsproblem gelöst und alle drei Monate kam eine Teilzahlung von WZG Möglingen. Jetzt machte die Arbeit Spaß und wir konnten uns passende Maschinen zur Arbeitserleichterung kaufen. 1970 bekamen wir noch einen 3. Buben und waren glücklich. Aber das Jahr 1971 brachte viele Umbrüche. Mit der Landwirtschaft gings überall bergab und ich überlegte, wo ich eine neue Arbeit bekommen würde. Bei der Firma Seeburger Natursteinwerke habe ich dann am 1.5.1971 mit der Arbeit begonnen. Erst fiel es mir, der ich bis dahin selbständig war, nicht leicht, aber bald war ich in die Belegschaft eingebunden und bekam viel Neues zu tun. Die Arbeit zu Hause war natürlich auch noch da. Die Kühe haben wir verkauft. Im Wesentlichen waren es die Weinberge. Meine Frau war nun gefordert und die großen Buben haben ihr geholfen. Abends und an den Samstagen habe ich als Ausgleich alles, was sie nicht machen konnten, erledigt. Bis zu meinem 64. Lebensjahr dann ging ich in Rente und habe die Weinberge als Hobby gemacht. Als Martin 1983 geheiratet hat, hat er einige Weinberge in Pacht übernommen. 1979 hatten wir das Glück, das Haus in der Frankfurter Str. zu kaufen. Es war in einem desolaten Zustand und musste rundum renoviert werden. Januar 1983 nahm ich mit meiner Frau und Jörg Abschied vom Elfingerhof und zog nach Maulbronn. Für mich und Jörg wurden die Wege zur Arbeit und Schule kürzer. Meine Frau machte sich per Rad sooft es nötig war in die Weinberg, aber als wir dann 1984 einen Teil an Martin verpachtet haben, war es besser. Ich durfte noch 7 Enkel erleben und teils waren sie, da ihre Mutter berufstätig war, viel bei uns. Da hat mich und meine Frau lange jung gehalten. Inzwischen haben wir 2 Urenkel bekommen.

Vesper bei der Weinlese Okt 1968
1974 – bei der Arbeit Steinbruch Seeburger
Kreuzblume und Giebelstück für das Melanchthonhaus Bretten (Seeburger)
Vesperpause in Weil der Stadt (Seeburger) Wikipedia zum Thema „Weil der Stadt”
Elfingerhof


Zurueck-Btn.jpg

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Themenportale
Unterstützt von
Werkzeuge