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Sperlingshof
Von Stadtwiki
Der Sperlingshof ist ein aus einem Hofgut hervorgegangener Wohnplatz in Remchingens Ortsteil in Wilferdingen, an der Bundesstraße 10 Richtung Pforzheim. Die Siedlung ist im Besitz der Dreieinigkeitsgemeinde Sperlingshof, die dort ihre Kirche, ihr Pfarrhaus sowie das Kinder- und Jugendhilfezentrum Sperlingshof betreibt.
Geschichte
Das Hofgut an der Straße von Pforzheim nach Wilferdingen wurde 1737 von dem Ersinger Keller des Klosters Frauenalb, Johann Albert Sperl († 1747), errichtet und hieß anfangs nach seinem Erbauer Sperlhof, woraus der Volksmund im Lauf der Zeit den heutigen Namen Sperlingshof formte. Das Oberamt Pforzheim befürchtete, dass der in Alleinlage befindliche Hof bald zum Unterschlupf von Gesindel werden könnte. Der Hof erhielt deswegen den warnenden Beinamen Seh-dich-für. Im Jahr 1751 versuchte das Oberamt Pforzheim den Abriss des Hofes zu erwirken, da er sich tatsächlich zum Treffpunkt von Dieben entwickelt hatte. Nachdem man den Pächter Franz Kohler, der mit den Dieben gemeinsame Sache machte, zur Auswanderung nach Ungarn gedrängt hatte und sich die Witwe des Erbauers Sperl verpflichtete, den Verwaltern des Hofes keine Gastbewirtung, sondern nur noch Landwirtschaft zu gestatten, sah das Oberamt vom Abriss ab. 1753 gab es Klagen darüber, dass auf dem Hof weiterhin Weinausschank stattfand. Allerdings wurde dafür niemand mehr sanktioniert, da der badische Staat sich aus politischen Interessen damals gut mit dem Kloster Frauenalb stellte.
Nach dem Tod der Witwe Sperl wurde der Besitz am Hof unter deren Kindern aufgeteilt. Schwiegersohn Freiherr von Beust vereinte ab 1771 drei Viertel des Besitzes auf sich. 1775 wollte er den Hof an den Stallmeister Liborius Wippermann aus Karlsruhe verkaufen. Das Kloster Frauenalb intervenierte jedoch, da Wippermann evangelisch war. Nach längerem Streit hätte der Verkauf stattfinden können, unterblieb dann aber aus anderen Gründen. 1784 war Freiherr von Beust überschuldet. Bei der Zwangsversteigerung kam der Hof an den Gutsverwalter Dumbert aus Hohenwettersbach. 1786 erwarb Anton Ochs den Hof. Als dieser ihn 1788 an zwei evangelische Interessenten verkaufen wollte, kam es wieder zur Intervention durch Frauenalb. In der Folgezeit verkaufte Ochs viele zum Hofgut gehörende Grundstücke an Ersinger Bürger, seine Nachfolger taten es ihm gleich. Die Fläche des Hofguts sank dadurch von einst etwa 70 Morgen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf etwas über 16 Morgen. Spätestens 1810 hatte Ochs auch die Hofgebäude veräußert. Der Hof wurde zu jener Zeit zum Gasthof Zum Erbprinzen, die jeweiligen Pächter waren als Prinzenwirt bekannt. Die Besitzer wechselten häufig. 1825 wird ein Berhard Aydt als Prinzenwirt genannt. 1852 erwarb der frühere Lehrer Morlock das Anwesen. Damals bestand der Hof noch aus zwei Gebäuden: aus dem Hofgebäude und einem Tagelöhnerhaus, das jedoch bald danach abgerissen wurde.
1862 erwarb die frisch konstituierte Lutherische Gemeinde das Hofgut und nutzte es u.a. als Pfarrerwohnung mit Kirchensaal. Die Gottesdienste fanden jedoch bald auch in der Kapelle in Söllingen statt. Eine Erweiterung erfuhr der Sperlingshof wieder ab den 1920er Jahren, als die Lutherische Gemeinde ein Waisenhaus für die kirchliche Kinderarbeit eröffnete. 1927 kam ein Pfarrhaus hinzu. Ein bedeutender Wachstum der Siedlung fand in den 1970er Jahren statt, als das Waisenhaus zum Jugendhilfezentrum ausgebaut wurde und ein Pfarrhaus-Neubau sowie die Lutherische Kirche errichtet wurden.
Literatur
- Gustav Adolf Reiling: Geschichte der ehemals Frauenalbischen Dörfer Ersingen und Bilfingen, Freudenberg 1937, S. 195-205.